Dienstag, 21. September 2010

Labyrinth

Der DJ legt "Summer of '69" auf und die Tanzfläche füllte sich fast in einem Zug. Dabei war auch Pete. Für Pete war es ziemlich sicher, dass die nächsten 2-3 Lieder halbwegs tanzbar und höhrbar sein sollten, danach war es ihm egal. Er braucht nur ein paar Lieder um in seinen Rausch zu verfallen, danach kann er zu so ziemlich allen tanzen. So eine Disco ist alles andere als Pete's gewohntes Umfeld, eigentlich kann er solche Schuppen nicht leiden aber er hat sich ja breit reden lassen. Eigentlich tanzt er auch nicht wirklich gerne und versucht gerade nicht daran zu denken, dass er wahrscheinlich absolut lächerlich aussieht. Wärend er noch diesen Gedanken abschüttelt fangen seine Füße an sich wie von selbst zu bewegen und zwar nicht von der Tanzfläche, sondern nach etwas was fast schon wie ein Tanz aussieht. Pete ist zwar nicht der meister Tänzer aber auch kein kompletter Rythmusidiot und wenn er erstmal den Rythmus gefunden hat, dann sieht er tatsächlich so aus als könnte er so einiges. Doch dieser Zustand hält nicht lange vor, da der DJ es total versaut und Techno auflegt. Bis auf die absoluten Technofans oder diejenigen, die sich schon in einen Zustand gesoffen hatten, wo sowieso alle Sinne aufgegeben hatten verließen alle die Tanzfläche, also nur Pete und ein paar andere. Pete viel wieder ein, warum er keine Discos mochte. Er konnte die Musik nicht ab, die große Masse in der man sich nicht wirklich bewegen konnte, die steigende Zahl an Volltrunkenden und die damit wachsende Gewaltbereitschaft.

Er ging zur Bar um sich eine Cola zu bestellen und sieht dabei neben sich ein schönes Mädchen stehen, welches anscheinend mit ein paar Freundinen da ist. Eigentlich könnte er sie ansprechen, er müsste sich selbst nur einmal überwinden. Seine Cola kam und er trank sie im einen Zug aus, wieder 2€ weg. Eigentlich hätte er jetzt ein Bier bestellt um nicht so verklemmt zu wirken aber heute Abend war Pete Fahrer, desshalb hieß es auch kein Alkohol. Also bestellte er sich noch eine Cola, um etwas gegen seine Nervosität zu tun. Durch seinen Kopf schossen 2 Gedanken fast gleichzeitig, der eine war "Coffein gegen Nervosität, klar war mal wieder brilliant, du Idiot!", der zweite war "Jetzt beruhig dich, niemand wird dir den Kopf abreißen. Wenn sie einen Freund hat, wird sie es dir sagen, bevor du dir zu große Hoffnungen machst. Außerdem hast du doch keinen Typen bei ihr gesehen oder? Wenn er auf der Tanzfläche ist, dann lässt er seine Freundin sowieso ziemlich lange stehen." Ein dritter Gedanke schoss herein "Verdammt, sie sieht zu dir rüber, nun tu mal so als wüsstest du was du tust. Lächle einfach, ganz normal, nicht zu doll und nicht zu wenig. Nun mach doch endlich was!" Pete schloss einmal kurz die Augen, seine Gedanken ordnend. Als er die Augen wieder aufmachte sagte er ein leises kaum höhrbares "Fuck it!".




Pete legte den Rasierer weg und betrachtete sein Gesicht noch mal im Spiegel und kontrollierte vor allem die Seiten, da vergaß er für gewöhnlich immer ein kleines Stück. Nein, es war alles glatt und Ausnahmsweise diesmal nichts aufgekratzt obwohl sich einige Stellen abzeichneten. Er muss das Verlangen über die Stellen zu kratzen unterbinden und kratzte sich stattdessen am Ohrläppchen. Kathrin wartete auf ihn und er wollte nicht bei ihr mit blutendem Gesicht auftauchen. Pete kämmte nochmal über die wiederspenstige Sträne seines braun-blonden Haares, die sich immer wieder gerne aufstellte. Resignierend griff er zum Haargel und mit den Worten "Und wenn ich dich da oben fest tackern muss" strich er die Sträne endlich glatt. Pete sah sich noch einmal im Spiegel an und schaute auch ob seine Kleidung gut saß. In seine Freizeitklamotten sah er fast aus wie jederman aber nur fast, da er seinen eigenen kleinen subtilen Stil drinne hat. Als er nun mit dem Auto durch die Stadt Richtung Stadtausgang fuhr viel ihm auf, dass viele der Straßen die er sonst immer fuhr gespert waren. Auf der einen Strecke war gerade ein Marathon Lauf am Starten und die Läufer waren schon auf ihren Positionen begierig zu starten. Auf der Umleitungsstrecke musste er auch wieder umkehren, da ein Charity-Radfahren angesetzt war und die ersten Radfahrer schon mit ihrer dritten Runde rum wahren. Also musste Pete einmal komplett um die Stadt herum fahren, die ganze Zeit hinter einem Laster her, der große Betonklötze in verschiedenen Farben transportierte. Pete wusste, dass er zu spät kommen würde und rief Kathrin an. "Hallo Schatz, irgendwie ist heute die komplette Innenstadt gespert und muss hier hinter einer riesigen Schnecke hinterher fahren. Werde wohl eine halbe Stunde später kommen." "Ist schon gut, hast es nicht gelesen, die ganze Stadt ist doch gesperrt wegen den großen Sportveranstaltungen und auf den Umgehungen war doch Schneckenwanderung angekündigt. Hab dich Lieb bis Bald."

Pete lag das Handy weg und starrte wieder auf die Straße. Keine Sekunde später fuhr er an den Straßenrand ran, da er seinen Augen nicht trauen konnte, der Laster hat sich in eine gigantische Schnecke verwandelt und weiter kamen auf allen Spuren gekrochen. Pete's Handy klingelte wieder, Kathrin rief an. Pete ging ran: "Hallo Schatz, du..." "Wo bleibst du? Du solltest doch schon vor einer Stunde hier sein! Ich wusste, dass ich mich nicht auf dich verlassen kann aber nein, nein, ich achte ja nicht auf meine Intuition. Ach weißt du was, bleib einfach wo du bist!" Kathrin legte auf. Pete starrte immer noch ins leere, sah hinter sich, wo er die Marathonläufer sieht, die immer noch am Start warteten. Doch der Start war eigentlich über 10km von Pete entfernt, trotzdem konnte er sie sehen. Er starte wieder zu den Schnecken auf denen auf einmal die Radfahrer von vorhin saßen und die Schnecken wie ihre Räder voran treibten. Letztenendes sah Pete zum Himmel, wo er die grauen Regenwolken sah, aus denen kein Regen sondern die bunten Klötze von den Lastern fielen. Aus Pete's Auge lief eine Träne, denn ein Gedanke traf ihn, eine Erkenntnis einer grausammen Wahrheit: Kathrin existiert nicht. Dann wachte Pete auf.

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